Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Sie lesen gerade einen „Über uns“-Text. Auf der rechten Seite sehen Sie allerdings nur mein Foto (wenn Sie kein Smartphone nutzen). Sie sehen eine Person – nicht zwei oder noch mehr. „Über mich“ müsste es also heißen.
Warum also Mehrzahl?
Ich hole ein bisschen aus:
Als ich das erste Mal Vater wurde und damit anfing, mich ernsthaft mit dem Thema Erziehung auseinanderzusetzen, vertraute ich in erster Linie meinen Gefühlen, meinen Instinkten, meinem gesunden Menschenverstand und beobachtete meine Kinder und versuchte zu erkennen, ob sie sich wohl fühlen, Entspannung und Freude finden und idealerweise auch mal ganz bei sich sind, also nicht immer nur „im Außen“.
Das finde ich bis heute absolut richtig und elementar. Erziehungsbeteiligte, die mit offenen Augen und mit offenem Herzen ihrem gesunden Menschenverstand (ver)trauen und sich einen unverstellten Blick bewahren, sind für ihre Kinder Gold wert.
In Erinnerung geblieben ist mir die Aussage eines Kinderarztes, der mich (bei einer Kleinigkeit) vor eine Wahl stellte, die mir Kopfzerbrechen bereitete. Mein Ratio – und offensichtlich auch die Meinung des Arztes – sagten mir das Eine, mein Bauchgefühl sagte mir allerdings etwas anderes. Der Arzt meinte nun:
„Eltern können oft am besten einschätzen, was das Beste für ihr Kind ist. Folgen Sie ruhig Ihrem Bauchgefühl.“
Nun muss man dazu sagen, dass die Entscheidung, die ich zu treffen hatte, keine weltbewegende war und dass zudem der Arzt mich bereits seit längerer Zeit kannte und ein gewisses Grundvertrauen in mich und meine Entscheidungsfähigkeiten hatte. Es gibt sehr wohl Eltern, deren Bauchgefühl ich abspreche, das beste für das Kind vorzugeben. „Erziehungsprofis“ sehen das häufig ähnlich.
In meiner Grundannahme, dass ich auf mein Bauchgefühl und meinen gesunden Menschenverstand vertrauen darf, hat mich dieses Erlebnis in der Kinderarztpraxis bestärkt. Zumal ich bis heute der Meinung bin, dass ein großer theoretischer Unterbau nicht unbedingt dazu führt, dass Erziehungsbeteiligte ihren Kindern mehr geben können als sie es ohne könnten.
Sie merken: Ich bin „nur“ ein Familienvater, kein Erziehungswissenschaftler oder Pädagoge.
„Vom Kind aus“ denken

Was meiner laienhaften Philosophie über das Thema Erziehung noch einen weiteren entscheidenden Aspekt mitgegeben hat, ist das Zusammentreffen mit einem Menschen. Yasmin, mit der ich bis heute eng verbandelt bin, hat mir gezeigt, dass eine pädagogische Grundhaltung eine wunderbare Hilfe sein kann, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Eine jener ihrer Aussagen, die mir bis heute mit am hilfreichsten ist, ist jene, nach der es sich lohnt, stets „vom Kind aus“ zu denken, also die Perspektive des Kinder einzunehmen, geht es um die Beurteilung einer Situation. Die Erwachsenenperspektive nehmen wir in der Regel automatisch ein, drohen damit allerdings, jenen Grundsatz zu vernachlässigen, dem wir wohl alle folgen: Das Kindeswohl steht an erster Stelle – wie auch immer das aussehen mag.
Die viel zu selten gewechselte Unterwäsche auf einer Klassenfahrt entpuppt sich bei genauerem Hinsehen womöglich als Problem der Erwachsenen, nicht als Problem des Kindes. Ebenso wie das nicht gegessene Pausenbrot. Ein Vater in meinem Umfeld (ebenfalls Mediziner) prägte in diesem Zusammenhang folgenden Spruch:
„Es ist noch kein Kind am gedeckten Tisch verhungert.“
Solange das vermeintliche Ernährungsdefizit am Mittag oder am Abend ausgeglichen wird, ist die verpasste Mahlzeit in der Schule häufig nur ein Thema für die Eltern. Kinder haben im aufregenden Schulalltag häufig alle möglichen Dinge im Kopf, nicht aber solche „Pflichten“ wie die Nahrungsaufnahme (es sei denn, der Magen knurrt). Ich habe für mich und meine Kinder entschieden, dass ich bei diesem Thema Nachsicht walten lasse. Dass über das Pausenbrot diskutiert oder gar gestritten wurde, stieß bei meinen Kindern auf Unverständnis (Stichwort: Bedürfnisorientierte Erziehung). Während der Pause, so meine Kinder, gab es schließlich weder ein Hungergefühl noch ein „Energie-Loch“ – es wurde gespielt und gelacht und getobt. Warum die wertvolle Pausen-Zeit mit Essen vertrödeln, wenn später ohnehin etwas Gutes auf den Tisch kommt? Zumal das Essen in der Aufregung schlichtweg vergessen, also nicht mit Absicht links liegengelassen wurde.
Mir ist dabei klar:
Auch hier ist der konkrete Einzelfall zu betrachten. Es gibt sicherlich viele Szenarien, in denen das verschmähte Schulbrot durchaus ein Problem ist, z. B. wenn es gesundheitliche Probleme gibt oder die Ernährung im Grundsatz ein Problem ist. Bei uns ist dieses allerdings nicht der Fall.
Anhand des Pausenbrot-Beispiels lässt sich gut erkennen, wie schwierig es ist, pauschale Aussagen zu treffen.
Entwicklung einer pädagogischen Grundhaltung
Die Geschichte über Yasmin und ihren Einfluss auf mich soll Ihnen nicht nur die Rahmenbedingungen dieses kleinen Blogs näherbringen, sondern zugleich auch einen Einblick in meine eigene, individuelle Erziehungsphilosophie geben. Ob Sie dem nun folgen, ist eher zweitranging. Das Wissen um meine Grundhaltung zu pädagogischen Fragen soll Ihnen dabei helfen, mich zu verstehen und somit zu beurteilen, ob das, was ich vorschlage, auch für Sie infrage kommt oder eben nicht. Dass Yasmin schlussendlich deutlich weniger Einfluss auf die einzelnen Beiträge dieses Blogs hat, als ich Ihnen eingangs womöglich vermittelt habe, ist ebenso wenig bedeutsam. Ihre Gedanken und ihre Grundhaltung haben mich maßgeblich beeinflusst und tun dieses bis heute. Sie führten letztlich dazu, dass ich Lust bekam, diesen Blog zu schreiben, weil ich glaube, dass das Sammelsurium aus ihrem Expertinnen-Wissen und meinen persönlichen Erfahrungen eine Bereicherung für andere Erziehenden sein kann. Yasmins Beitrag ist also größtenteils von einem übergeordnetem Wert, weniger einem handfestem. Dieser ist aber bedeutsam für mich und damit auch für diesen Blog.
Behalten Sie also bitte stets im Kopf, wenn Sie einen Text auf dieser Website lesen:

Ich bin kein „Erziehungsprofi“, ich bin kein geschulter oder gar ausgebildeter Pädagoge, sondern lediglich ein Vater, der sein Sein mit den eigenen Kindern versucht regelmäßig zu reflektieren und darauf aufbauend für sich selbst eigene Handlungsleitlinien abzuleiten. Diese sind allerdings auf die ganz persönlichen, individuellen Rahmenbedingungen abgestimmt, also nicht nur das familiäre Umfeld, sondern auch auf die Charakteristika der großen und noch groß werdenden Persönlichkeiten, die in eben jenes Umfeld hineinspielen und berücksichtigt werden wollen und auch müssen. Eine Garantie für „Richtigkeit“ kann es für die Angaben dieses Blogs also nicht geben – was beim Thema Erziehung womöglich sowieso nicht möglich ist.
Betrachten Sie die Texte also lediglich als persönliche Erfahrungsberichte, bei dem der Autor hofft, dass das eine oder andere Detail auch anderen Familien beim Zusammenleben und Größerwerden hilft.
Haben Sie nun viel Spaß beim Lesen und Stöbern!
Herzliche Grüße!