Was tun, wenn das Kind nachts aufwacht und hysterisch schreit?

Das Kind wacht nachts auf und schreit hysterisch – was tun? 

Hier ein paar Ratschläge.

Kind wacht auf und schreit
Beruhigende Rituale können helfen, wenn das Kind regelmäßig nachts aufwacht und schreit.

Ursachen für nächtliches Schreien

Albträume und Nachtangst

Viele Kinder erleben in den ersten Lebensjahren gelegentlich Albträume oder sogenannte „Nachtängste“. Während Albträume oft auf negativen Erlebnissen des Tages basieren, sind Nachtängste unbewusste Reaktionen, die tief im Schlaf auftreten und das Kind erschrecken, ohne dass es sich am nächsten Morgen daran erinnern kann.

Nachtängste können für Eltern besonders beunruhigend sein, weil das Kind oft nicht ansprechbar ist und heftig schreit, obwohl es eigentlich nicht wach ist. Es ist wichtig, in solchen Momenten ruhig zu bleiben und sich bewusst zu machen, dass das Kind keine bewusste Kontrolle über die Situation hat.

Physische Ursachen

Physische Ursachen wie Bauchschmerzen, Zahnen oder ein voller Windel können ebenfalls Grund für nächtliches Schreien sein. Oft können auch Erkrankungen wie eine Mittelohrentzündung oder Fieber das Wohlbefinden des Kindes stören und es aus dem Schlaf reißen. Manchmal sind es auch äußere Faktoren wie Temperaturveränderungen oder störende Geräusche, die das Kind plötzlich wecken.

In solchen Fällen sollte man versuchen, die Ursache herauszufinden und gegebenenfalls Maßnahmen wie das Anpassen der Schlafumgebung ergreifen.

Emotionale Belastungen und Veränderungen

Kinder reagieren oft empfindlich auf Veränderungen in ihrem Umfeld, wie den Wechsel in den Kindergarten, einen Umzug oder die Geburt eines Geschwisterkindes. Solche Situationen können dazu führen, dass Kinder nachts unruhig schlafen und plötzlich schreien. Emotionale Belastungen, die für Erwachsene vielleicht nicht direkt erkennbar sind, können sich bei Kindern im Schlaf äußern. Hier ist es wichtig, das Kind tagsüber emotional zu unterstützen und auf eventuelle Sorgen einzugehen.

Wie man das Kind beruhigt

Ruhig bleiben und Sicherheit vermitteln

Kind schreit hysterisch

Wenn das Kind nachts hysterisch schreit, ist es entscheidend, dass die Eltern ruhig bleiben. Kinder spüren die Emotionen ihrer Eltern sehr intensiv, und Panik oder Nervosität können die Situation verschlimmern. Indem man ruhig bleibt und leise mit dem Kind spricht, vermittelt man ihm ein Gefühl der Sicherheit. Das Kind sollte wissen, dass es nicht allein ist und dass Mama oder Papa da sind, um es zu beschützen.

Beruhigende Rituale schaffen

Rituale helfen Kindern, sich sicher und geborgen zu fühlen, besonders vor dem Schlafengehen. Ein festes Abendritual kann dazu beitragen, dass das Kind sich mental auf die Nachtruhe vorbereitet. Ein warmes Bad, eine Geschichte oder leise Musik können das Kind entspannen und ihm helfen, besser in den Schlaf zu finden. Auch in einer akuten Situation kann ein vertrautes Ritual, wie das Erzählen einer beruhigenden Geschichte, dem Kind helfen, sich wieder zu entspannen.

Körperkontakt und liebevolle Ansprache

Körperkontakt kann für Kinder extrem beruhigend sein, besonders in Momenten der Angst. Das sanfte Streicheln des Rückens, das Halten der Hand oder eine Umarmung können dem Kind helfen, sich sicherer zu fühlen. Begleitend dazu kann eine ruhige, liebevolle Ansprache, wie „Alles ist in Ordnung“ oder „Ich bin hier bei dir“, dem Kind die nötige emotionale Sicherheit geben, um sich zu beruhigen.

Langfristige Maßnahmen zur Vermeidung von nächtlichem Schreien

Ein beständiger Schlafrhythmus

Ein geregelter Schlafrhythmus ist für Kinder enorm wichtig. Regelmäßige Schlafzeiten geben dem Kind Sicherheit und unterstützen einen gesunden Schlaf. Zu späte oder unregelmäßige Schlafenszeiten können dazu führen, dass das Kind übermüdet ist, was das Risiko für nächtliches Aufwachen und Schreien erhöht. Ein gleichbleibender Rhythmus schafft Konstanz und hilft dem Kind, sich an feste Schlafgewohnheiten zu gewöhnen.

Angemessener Umgang mit Stress im Alltag

Kinder nehmen den Stress ihrer Umgebung oft sehr intensiv wahr. Wenn das Kind tagsüber viel Stress erlebt, sei es durch einen vollen Tagesplan, Konflikte im sozialen Umfeld oder Überforderung, kann dies den Nachtschlaf beeinträchtigen. Eltern sollten darauf achten, den Alltag des Kindes stressfrei und strukturiert zu gestalten. Entspannungsphasen und spielerische Aktivitäten können helfen, den Tag stressfrei ausklingen zu lassen.

Professionelle Hilfe bei anhaltenden Problemen

Wenn das nächtliche Schreien des Kindes über einen längeren Zeitraum anhält und sich trotz aller Bemühungen keine Verbesserung einstellt, sollte man professionelle Hilfe in Erwägung ziehen. Ein Kinderarzt oder eine Psychologin kann abklären, ob möglicherweise tiefere Ursachen wie Schlafstörungen, Ängste oder Entwicklungsprobleme vorliegen. Gemeinsam mit Experten können Eltern Strategien entwickeln, um dem Kind zu helfen.

Was man vermeiden sollte

Das Kind ignorieren

Auch wenn es manchmal verlockend erscheinen mag, das Kind schreien zu lassen, in der Hoffnung, dass es sich selbst beruhigt, ist dies nicht ratsam. Besonders bei kleinen Kindern kann nächtliches Schreien auf echte Ängste oder Schmerzen hinweisen. Ignorieren führt oft zu einem Vertrauensverlust und kann langfristige Auswirkungen auf die Bindung zwischen Eltern und Kind haben.

Unnötige Strafen oder Vorwürfe

Manche Eltern reagieren in ihrer eigenen Erschöpfung mit Vorwürfen oder gar Strafen, wenn das Kind wiederholt nachts aufwacht. Dies ist jedoch kontraproduktiv. Ein Kind, das nachts hysterisch schreit, braucht vor allem Trost und Verständnis, nicht Strenge oder Bestrafung. Strafen können die Angst nur verstärken und das Vertrauen des Kindes in seine Eltern schwächen.

Übermäßiges Verwöhnen in der Nacht

Während Trost und Zuneigung wichtig sind, sollte man darauf achten, dass nächtliche Aufwachen nicht ungewollt verstärkt wird, indem man das Kind übermäßig verwöhnt. Beispielsweise könnte es sich angewöhnen, immer dann zu schreien, wenn es etwas Besonderes wie eine extra Flasche Milch oder zusätzliche Aufmerksamkeit erwartet. Ein gesundes Gleichgewicht zwischen Beruhigung und konsequentem Umgang mit Schlafgewohnheiten ist wichtig.



Fazit

Mit diesen Tipps können Eltern gezielt auf das nächtliche Schreien ihrer Kinder eingehen, sie liebevoll beruhigen und langfristig für einen besseren Schlaf sorgen. Wichtig ist, dass jedes Kind einzigartig ist und es manchmal Geduld und Feinfühligkeit braucht, um die richtige Lösung zu finden.

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ÜBER DEN AUTOR

Erziehung war für Leon lange Zeit nur eine Frage des Bauchgewühls, bis er entdeckte, wie hilfreich pädagogische Grundsätze sein können. Der zweifache Familienvater ist zwar kein Pädagoge oder Erziehungswissenschaftler, schreibt allerdings ausgesprochen gerne über seine persönlichen pädagogischen Gedanken und Erfahrungen – nur als Laie und ohne Anspruch auf Richtig- und Vollständigkeit.